Tagespensum: 57 km
Das Frühstück ist überschaubar: 2 Sorten Wurst, 2 Sorten Käse. Dass die Franzosen auf das Frühstück keinen Wert legen wusste ich ja, aber das die Luxemburger auch so drauf sind...
Wie vermutet brauch ich eine Weile um aus der Stadt rauszufinden.
Das “Mapfactor Navigator Free“ ist zwar als Programm ziemlich gut, leider ist die Datenbasis (OpenStreetMap) aber noch verbesserungsfähig. Es sind zwar fast alle Straßen, Wege und sogar Trampelpfade verzeichnet. Dummerweise sind sie aber nicht immer richtig klassifiziert und miteinander verbunden. Das führt schon mal dazu, das man im Fahrradmodus über kaum als solche zu erkennende Waldwege geführt wird, die man selbst mit einem MTB kaum bezwingen kann. Oder 2 Straßen kreuzen sich zwar, haben aber keine Kennung als Kreuzung erhalten. Na ja. Diese Macken kenne ich schon seit meiner Tour von Bergamo nach Hamburg, damals habe ich Mapfactor das erste Mal eingesetzt.
Nach 'ner gefühlten Stunde verlasse ich die Stadtgrenzen von Luxemburg-Stadt und bin nun in Luxemburg-Staat.
Wie ich gestern schon schrieb fährt sich meine StreetMachine diesmal ziemlich schwammig. Leider hab ich in Luxemburg keinen Fahrradladen gefunden. Das wird sich noch rächen!
Um 11 Uhr überfahre ich etwas, das die Grenze zwischen Luxemburg und Frankreich darstellen soll; man bekommt es deswegen mit, weil das große blaue Schild mit den wichtigsten Verkehrsregeln an der Straßenseite steht.
2 Dinge reicht Frankreich als Willkommensgruß:
Ich sehe 4 riesige Kühltürme, wie sie bei AKW's üblich sind. Und 5 km weiter geht das schwammige Gefühl in ein Ups-Gefühl über, als ich merke, das mir Vorne die Luft entweicht!
Nun stehe ich mitten in der französischen Pampa mit nem Plattfuß. Da ich voll auf meine unplattbaren Marathon Plus-Mäntel vertraut habe, habe ich weder Werkzeug noch Ersatzschläuche mit. Aber dafür ein Pannenspray, das Verspricht sogar ein 28 Zoll Rad wieder auf Betriebstemperatur zu bringen; dann sollten 20 Zoll doch kein Problem sein. Also prüfen, ob was im Mantel steckt, Nein. Ich finde aber einen Schnitt, der die blaue Pannenschutzschicht erkennbar macht. Sollte es doch zu nem Durchstich gekommen sein? Pannenspray geschüttelt (nicht gerührt) und rein damit. Boah. Es wirkt! Der Reifen ist Prall gefüllt und fährt sich jetzt wie ne Eins... für 500 Meter. Dann macht es Poffffffff der Schaum quillt aus dem Mantel und ich hab: nen Platten. Das war also der Satz mit X.
Mist!!! Da steh ich also an der Landstraße und hab ca. 15 km bis zu einer Stadt, deren Größe auf der Landkarte Hoffnung auf nen Radladen macht. Ich warte 5 Minuten bis ein Lieferwagen auf mich zukommt. Und der hält sogar auf meine flehende Geste hin! Besser noch, er ist bereit einen Umweg zu fahren um mich zum Radladen zu bringen! Doch noch Glück gehabt... Leider hat der Radladen ein ehernes Gesetz: zwischen 12 und 15 Uhr wird nicht gearbeitet! PUNKT! Es ist 5 vor 12... OK, er macht eine Ausnahme: zwischen 11:55 und 15:00 wird nicht gearbeitet. Grmbl. So geht es einem Kunden eines Monopolisten...
Na gut, hab ich also 3 Stunden Zeit die Stadt Thionville zu erkunden. Nachdem ich 2 Brücken über einen Fluss (und seinen Nebenfluss) überquert habe und mich frage, wie der wohl heißt, setze ich mich an die Uferpromenade, futter meine Gerade erworbenen Pommes... ach nein, hier heißen die ja Frites (und sind komplett Ungesalzen) und betrachte eine Horde Schwäne. Irgendwann fällt mir auf, das da eine ganze Menge Reiseradler auf der Promenade unterwegs sind. Ich fasse mir ein Herz und spreche ein Pärchen an, dass sich nur ein paar Meter neben mir eine Rast gönnt. Mein Englisch ruft keine Freude hervor; die können noch weniger als ich; denen ist nämlich in der Schule Russisch beigebracht worden. Aber trotz des starken sächsischem Akzent der Beiden verstehen wir uns gut.
Nun klärt sich auch wie der Fluss heißt: es ist die Mosel! Die beiden kommen gerade aus Metz und sind die ganze Zeit am Fluss langgefahren. Super. Dann ist ja der Weg nach Metz klar; statt über die Landstraße geht's am Fluss lang. Die beiden geben mir noch den Tipp in Metz unbedingt die Kathedrale anzusehen, dann trennen sich unsere Wege wieder.
Ich muss aber noch anderthalb Stunden warten... Trotzdem gehe ich wieder zurück und versuche mein Glück. Der Chef fegt vor der Tür und macht mir klar: 15 Uhr! Also gehe ich wieder. Diesmal in die andere Richtung, aber da wird's richtig Öde. Also wieder zurück. Stelle ich mich halt auf die Brücke und versinke in der Betrachtung der 5 Fische, die in dem doch recht sauberen Fluss schwimmen.
Irgendwann ist dann doch 15 Uhr und ich darf in den Laden rein. Ein junger Mann hat sich gerade meines Rades angenommen und zeigt mir den Schlauch; ein etwa 3 cm langer Riss nicht weit vom Ventil. Ich vermute mal, Reibung wegen zu wenig Luftdruck. Nachdem er auch das Hinterrad richtig Vollgepumpt hat, schreite ich zu Kasse: 20 Euro. Nicht gerade wenig, aber Arbeitszeit ist auch hier teuer. Immer noch weniger als sich Schlauch und Werkzeug zu kaufen und es selber zu reparieren.
Also wieder aufgesattelt und los! Und siehe da: läuft wie 'ne Eins... und sogar länger als 500 Meter!
Der Radweg ist, bis auf ein kurzes Trampelpfadstück 2 oder 3 km vor Metz super und auch sehr gut ausgeschildert. Allerdings bietet er landschaftlich nicht sehr viel außer Industriegebieten. Dazu kommt ein schöner Gegenwind. Aber damit komme ich als Flachlandtiroler besser klar als mit dem ständigen Auf und Ab, das mich fast an die Toskana erinnert hat.
Gegen 17 Uhr erreiche ich Metz. Ursprünglich sollte es ja nur ein Zwischenziel auf den Weg nach Nancy werden, aber die 3 Stunden fehlen. Also muss ein Hotel her. Das erste, das ich anfahre liegt an einer Hauptstraße und sieht wie 'ne Absteige aus... also ab ins Zentrum. Hier finde ich ein kleines Hotel, in dem ich für 91 Euro mit Blick auf die Kathedrale übernachten kann.
Die schaue ich mir natürlich noch an. Sogar rein komme ich noch, und es kostet nicht mal Eintritt. Sie ist von innen eher Schlicht ausgestattet jedoch mit unglaublich schönen Glasfenstern aus bunten Mosaikstücken. Dazu die sehr dezente Musik eines Mönchschors aus Lautsprechern, die sich sehr gut anhört und ein tolles Gesamtkunstwerk erschafft.
Anschließend bummel ich noch etwas durch die Altstadt und esse was. Dann ab aufs Zimmer.
Kommentare